Augmented Reality

Sieht man die Welt in Zukunft durch AR Kontaktlinsen?

Ein Beitrag von Marie Williere
20. August 2020
AR Funktionalitäten verpackt in einer AR Kontaktlinse. Nur wenige Milligramm schwer, nur wenige Millimeter dick. Neben der AR Funktionalität verfügt sie außerdem über einen Radio und soll vor allem Menschen mit Sehbehinderung das Leben erleichtern. Klingt nach Science Fiction, ist aber gar nicht so Science Fiction. Das amerikanische Unternehmen Mojo Vision mit Headquarter im Silicon Valley arbeitet gerade genau an diesem Konzept. Ich hab mir die Wunder-Kontaktlinse angesehen.

Fangen wir nochmal von vorne an…

Um ehrlich zu sein, so richtig habe ich mich mit den gängigen AR Brillen noch nicht angefreundet. Das hat mehrere Gründe: Zum einen ist die Handhabung nicht wirklich intuitiv und man braucht eine gewissen Vorlaufzeit, bis man sich zurecht findet. Die Akkulaufzeit und das Gewicht der Hardware beschränkt das Nutzererlebnis nach wie vor. Und: Kaum eine AR Brille ist massentauglich. Mojo Vision geht jetzt einen ganzen Schritt weiter und tüftelt derzeit an einer AR Kontaktlinse und will so das AR Erlebnis nutzerfreundlicher machen und alle oben genannten Hürden mit einem Schlag beseitigen.

Die Mojo Lens

Die Mojo Lens, der Name für die innovative AR Kontaktlinse, verwendet eine einzigartige, speziell entwickelte Mikroelektronik und das weltweit dichteste Mikrodisplay, um digitale Bilder und Informationen nahtlos in das Leben der Benutzer zu integrieren. Glaubt man dem Portal “The Verge”, integrierten die kalifornischen Entwickler ein Display, dass eine Pixeldichte von 14.000 PPI, einen Bild- und Bewegungssensor sowie ein Miniradio aufweist. Wie der Aufbau der Linse aber genau aussieht, wurde noch nicht verkündet.

 

“Mojo Lens is a smart contact lens with a built-in display that gives you timely information without interrupting your focus. “It’s all about elevating your vision by providing information exactly when you need it, all the while letting you look like yourself.”

 – Steve Sinclair, senior vice president of product and marketing

 

Der aktuelle Stand der Entwicklung ist mir nicht bekannt und Mojo Vision gibt auch kaum Informationen über den Fortschritt der Entwicklung preis. Eines ist aber klar: Derzeit wird die Technologie weiterentwickelt und Geld gesammelt. Anfang Mai gab das Unternehmen bekannt, dass sie weitere 51 Millionen US-Dollar für den Bau ihres ersten Produkts, des Mojo-Objektivs, gesammelt haben. Man bedenke aber, dass Mojo Vision laut eigener Angaben bereits 108 Millionen US-Dollar gesammelt hat. Der gesamte Bargeldtransport beläuft sich also auf fast 160 Millionen US-Dollar.

Die Einsatzbereiche

Auf ihrer Website wirbt das amerikanische High-Tech-Unternehmen vor allem damit, dass die AR Kontaktlinse Menschen mit Sehbehinderung das Leben erleichtert, indem sie die Umwelt um wichtige Informationen erweitern. Wie dieses Konzept im Detail aussieht, ist aber nicht beschrieben.

In weiterer Folge soll dieser Plan dann auch für den Alltag anwendbar sein. Sei es nun beim Sport, bei der Wegnavigation oder um Referenzen zu verschiedenen Restaurants einzuholen. Steve Sinclair sagte aber auch, dass es nicht “den einen” Usecase für die Kontaktlinse gibt, da sie im Grunde all jene Informationen bereitstellen kann, die eine Person zu einem gewissen Zeitpunkt in einer gewissen Umgebung eben gerade braucht.

Mit AR Kontaklinse die Welt betrachten

Die Vor- und Nachteile

Wenn die AR Kontaktlinse auf den Markt kommt und das hält, was das Unternehmen verspricht, dann können wir uns auf einige gravierende Vorteile gefasst machen.

  1. Leichter und komfortabler. Ich hab es Eingangs schon beschrieben, die Nachteile von herkömmlichen AR Brillen. AR Kontaktlinsen sind im direkten Vergleich leichter und damit komfortabler zu tragen. Akkus oder unhandliche Brillengestelle fallen weg und erhöhen die User Experience.

  2. Unsichtbar. AR Brillen sind, unter anderem aufgrund ihrer Größe, nicht sehr alltagstauglich. Apple arbeitet mit Hochdruck an einer massentauglichen und vor allem optisch ansprechenden AR Brille (zumindest wenn man den Gerüchten glaubt). Doch es gibt viele Menschen, die Brillen nicht tragen wollen. Die AR Kontaktlinse wäre also eine unsichtbare Alternative.

  3. Eyetracking. Vor allem für Unternehmen und Marktforschungsinstitute könnten genaue Informationen über das Blickverhalten der Kunden von großer Bedeutung sein. Es gibt zwar Eyetracking Softwares, die die Blickverfolgung ermöglichen, verlässlicher und genauer wären aber unter allen Umständen die Messung über Kontaktlinsen. Anders als bei Eyetracking-Brillen erfasst sie nämlich direkt die Bewegung vom Auge.

Aber es gibt auch noch offene Fragen, die bis dato noch nicht beantwortet wurden. Mich würde zum Beispiel interessieren, wie die Stromversorgung gewährleistet wird. Wie wird die Kontaktlinse gereinigt? Warum forschen große Unternehmen wie Google oder Apple nicht an AR Kontaktlinsen?  Wie sieht die Handhabung und Bedienung aus? Wie viel wird das Wunderding kosten und wann ist es für den Konsumenten im Handel verfügbar? Fragen, die vor allem für den Konsumenten wichtig in Bezug auf die Kaufentscheidung und Akzeptanz der Linse sind.

Was ich von AR Kontaktlinsen halte

Die Idee ist gut, wenn nicht sogar grandios. Kleiner, leichter, effizienter. Und alle Vorteile von AR kompakt verpackt in einer Kontaktlinse. Wenn ich mir den Blogpost so noch einmal durchlese, klingt das tatsächlich noch sehr nach Science Fiction und um ehrlich zu sein glaube ich kaum, dass diese Innovation in den nächsten Jahren das Licht der Welt erblicken wird. Trotzdem bin ich von dem Konzept überzeugt. Wenn die “Hardware” das hält, was sie verspricht, wird Augmented Reality von Grund auf revolutioniert werden.

CodeFlügel Marie-Therese Williere

Über den Autor

Marie Williere

Marie ist bei CodeFlügel für den Vertrieb und das Marketing zuständig. Am Wochenende drückt sie die Studienbank am Campus02 und kämpft sich durch Bücher über Innovationsmanagement und Business Development. Hat sie ausnahmsweise mal in ihrer Freizeit nicht zu lernen, kocht und backt sie sehr gerne oder man findet sie in der Kletterhalle.

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