AR am OP-Tisch: Kann man mit AR auch Leben retten?

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27. August 2020
AR im OP
Hast du gewusst, dass ein Chirurg eine Operation durchschnittlich 10 bis 20 Mal durchführen muss, um eine einfache, neue Operationstechnik zu erlernen? Je nach Komplexität des Verfahrens kann diese bis zu 100 Mal erforderlich sein. Aber nun stellt sich die Frage, wie Chirurgen 100 Mal eine realitätsnahe Operation durchführen können, ohne dabei ein Menschenleben zu gefährden? Genau! Mit Augmented Reality wird das in Zukunft möglich sein. Fragst du dich jetzt auch inwiefern AR am OP-Tisch einsetzbar ist? Kann auch VR einen Vorteil für die Weiterbildung der Mediziner bringen? Ich habe mir die Grenzen und Möglichkeiten von AR und VR im OP angesehen.

Wie kann AR am OP-Tisch eingesetzt werden?

Wie ihr euch vielleicht schon gedacht habt wird bei einer Operation mit Unterstützung von Augmented Reality der Operationssaal um digitale Inhalte erweitert. Es ist häufiger als gedacht der Fall, dass Ärzte sich bei Operationen von Experten beraten lassen. Dies passiert allerdings noch auf sehr altmodische Weise, wie durch Telefonate, E-Mails oder SMS vor oder nach dem Eingriff. Der revolutionäre Einsatz von Telementoring könnte diese alteingesessenen Methoden völlig ersetzen. Dabei kann der Experte sehen, was der Chirurg sieht und in Echtzeit während des Eingriffs dem Chirurgen beratend mit maßgeschneiderten Anleitungen zur Seite stehen. Das klingt so genial, dass man fast schon glauben würde, dass das nur in einem Film stattfinden kann.

Die Zukunft im OP

Genau solche innovativen Verfahren werden aber bereits getestet. Das Karlsruher Institut für Technologie entwickelte ein System, das sogenannte HoloMed, welches mit Artificial Intelligence und Augmented Reality Ärzte im Operationssaal bei ihrer Arbeit unterstützen soll.

HoloMed wurde für Punktionen am Gehirn entwickelt. Dabei kann der Chirurg mittels einer AR Brille die MR- und Röntgenaufnahmen direkt am Patienten sehen und kann die richtige Einstichstelle somit exakt finden. Zukünftig soll diese Methode auch bei Operationen eingesetzt werden. Zum einen ist das System leicht zu bedienen und zum anderen auch sehr kosteneffizient. Aus diesem Grund wäre es auch für finanzschwache Krankenhäuser in Entwicklungsländern möglich, schwierige Operationen durchzuführen. Dennoch kann dieses System auch Kosten in bereits etablierten Krankenhäusern einsparen. Klingt doch wirklich wie aus einem Film, oder?

Aber wer weiß, vielleicht sorgen diese vielversprechenden Verfahren dafür, dass bald ein weiterer Meilenstein in der AR Geschichte gesetzt wird.

VR am OP-Tisch als großer Vorteil für junge Chirurgen

Frisch von der Uni, noch keine Erfahrung, aber genau diese wird vorausgesetzt, um Operationen durchführen zu können. Also müssen junge Ärzte sehr viel praktische Erfahrung sammeln, bevor sie direkt am Patienten arbeiten dürfen. Normalerweise erfolgt das Üben eines Chirurgen über Simulatoren. Diese sind aber in der Anschaffung sehr teuer und können meistens nur für ein neues Verfahren benutzt werden. VR hat das Simulieren einer Operation völlig neu aufgerollt, aber wie? Um diese neue Technik anzuwenden braucht ein Chirurg bloß eine VR-Brille und für jede Hand einen Motion Controller. Er befindet sich in einer virtuellen Welt und kann eine virtuelle Operation am virtuellen Patienten durchführen. Es ist zugänglicher, zielführender und kostengünstiger. Zudem sind Tragbarkeit und Usability eine enorme Erleichterung, um jederzeit und überall neue Techniken zu erlernen, sowie Fähigkeiten aufzubauen. In meinen Augen klingt das sehr vielversprechend!

Die Unternehmen MicroPort Orthopaedics und Osso VR entwickelten gemeinsam ein VR-Trainingsmodul, welches den Chirurgen eine Knie- und Hüft-Ersatz-Operation durchführen lässt. Eine Studie an der David Geffen School of Medicine zeigte eine 230% Verbesserung der Gesamtleistung der Chirurgen, wenn sie mit VR-Training auf eine Operation vorbereitet wurden.

“Sofort in den Alltag der Mediziner einbringen” würde man jetzt denken, aber so einfach ist das nicht.

Was man daraus schließen kann…

Unerwünschte Ereignisse in Zusammenhang mit neuen Methoden entstehen aufgrund von sehr langen Lernkurven und unzweckmäßiger Vorbereitung, wie ein Bericht der WHO belegte. Daher wäre es für die Zukunft wünschenswert, dass innovative Verfahren, Methoden und Techniken in der Medizin mittels neuer Technologien wie Virtual Reality getestet und durch den Einsatz von Augmented Reality vereinfacht werden. Dass in der Medizinbranche auch auf neue Technologien zurückgegriffen wird, zeigt unsere Zusammenarbeit mit der University of Otago.

Wir werden sehen, ob und wie lange es dauert, bis solche Methoden im medizinischen Alltag angekommen sind. Ich freue mich über Nachrichten von euch, wie ihr zu diesem Thema steht und was ihr von neuen Technologien in der Medizinbranche haltet.